Nach der flächigen Untersuchung im Kernburgbereich zwischen 2008 und 2010 sowie einzelnen Sondagen stand erneut eine größere Ausgrabung auf der Wachtenburg an. über den Anlass der dringend nötigen Sanierung der östlichen Ringmauer und die Kooperation des Förderkreises mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Außenstelle Speyer sowie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wurde berichtet (Burgzeitung Nr. 76, Seite 5). Die Frühjahrskampagne zwischen 12.03. und 12.04.2018 ließ erste statische Berechnungen für deren Planung und eine Sondierung der stratigraphischen Befundlage sowie des weiter zu erwartenden Fundmaterials zu. So ließ sich die Fläche zwischen 03.09. und 28.09.2018 nach Norden und Süden auf eine Fläche von ca. 17 m Länge und 5 m Breite ausdehnen. Teils wurde bis zu 3,75 m tief in den Boden eingegriffen, was die Burgbesucher mit großem Interesse verfolgten. Die händische Schachtarbeit erforderte eine gut organisierte Logistik, die der Förderkreis mit technischer Unterstützung durch die Firma Heberger stellte, aktiv unterstützte und damit den Maßnahmenumfang erst ermöglichte. Mit einer regulären Aktivitätsnummer versehen ging die Lehrgrabung dabei weit über eine Bauvorbereitung hinaus und nahm den Charakter einer Forschungsgrabung an. Archäologische und Baubefunde beeindruckten in ihrem Umfang und Erhaltungszustand: Nach dem Abtrag der Weinbergplanierungen des 19. Jh. traten am stark abfallenden Hang zwischen der östlichen Ringmauer und der die heutige Terrasse zwischen Burgmuseum und nördlicher Palaswand abstützenden Mauer die Reste der historischen Umfassungsmauer aus dem frühen 14. Jh. und der östlichen Palasbegrenzung zutage. Dabei konnte die bisher nur vermutete Zweiphasigkeit des Gebäudes bestätigt werden, welche sich in einem Wandel der Fundamentierung deutlich abzeichnet. Nicht nur, dass deren Qualität für die Erweiterung des Gebäudes nach Norden mit einem abgeschrägten Sockel deutlich verbessert wurde, ein 4,20 m breiter Stützpfeiler sicherte zusätzlich dessen über mindestens drei Etagen aufgehendes Mauerwerk und einen darauf aufsitzenden mächtigen Giebel.
Was sich im Frühjahr bereits abzeichnete, konnte nun auf der gesamten Länge des Schnittes nachgewiesen werden: Das Palasgebäude und die Umfassungsmauer wurden Opfer einer systematischen „Niederlegung“ (vgl. „Die Rheinpfalz“ Nr. 229, „Bad Dürkheimer Zeitung“ S. 1 vom 02.10.2018;
vgl. https://www.rheinpfalz.de/lokal/ludwigshafen/artikel/krimi-aus-dem-mittelalter-1
Dafür brachte man in „bequemer“ Arbeitshöhe, vier bis fünf Steinlagen über dem Bodenniveau längs der Mauer, einen Kanal bis ins Kernmauerwerk ein. Eingeschichtete, in Brand gesetzte Balkenlagen erhitzten die Mauern so stark, dass sie unter extremer thermischer Spannung einstürzten. Vom Schutt begraben erhielten sich die Brandhorizonte mit starker roter Verfärbung und umfangreichen Holzkohleresten. Diese werden bei dendrochronologischer Analyse hoffentlich den Zerstörungszeitpunkt enger eingrenzen. Fundmaterial und Befundzusammenhänge lassen zu, die Zerstörung nach der Eroberung 1470 anzusetzen. Ob sie im unmittelbaren Anschluss oder erst einige Zeit später erfolgte, müssen die absoluten naturwissenschaftlichen Datierungen noch ergeben.
Davon unabhängig erschloss sich ein einzigartiges Zeitfenster, welches den Augenblick der Zerstörung und die angewandte Methode eindrucksvoll zu erkennen gab. Zwar sind einzelne Befunde sogenannter Unterminierungen belegt, in solchem Umfang konnte Vergleichbares bislang aber nie angetroffen werden. Am Fuß der Mauern überraschten begrabene historische Begehungshorizonte mit aufliegenden Abfällen der Burgbewohner in Form knöcherner Speise- und Keramikreste. Rätsel gibt zudem die Bestattung eines vollständigen Schweines in einer Grube unmittelbar vor dem Stützpfeiler auf. Warum es nicht anders verwertet und ausgerechnet hier entsorgt wurde, ist noch zu überdenken. Der Erfolg der Kampagne ist dem intensiven Einsatz der beteiligten Förderkreismitglieder sowie der Studierenden zu danken. Im kommenden Jahr stehen die Fortsetzung und der Abschluss der Ausgrabungen an. Sie sollen nicht nur das gesamte Areal der anstehenden Sanierungsmaßnahme betreffen, auch die östlichen Eckbereiche des Palas sind zu erschließen, um das Gebäude erstmals in seiner gesamten Ausdehnung zu erfassen. Dabei wird sich zeigen, ob die Niederlegung an den Palaslängsseiten ebenso systematisch wie an der Ostseite erfolgte.
Für die Entwicklungsgeschichte der Burg ergeben sich damit wertvolle neue, bislang nicht zugängliche Erkenntnisse. Auf dieser Basis ist zu entscheiden, wie mit den erhaltenen Baubefunden umgegangen wird und wie sie mit einer baulichen Sicherung und Teilergänzung in den sichtbaren Denkmalbestand der Burg integriert werden können.