Die Ringmauer & der Wehrgang
Die Wachtenburg-Unterburg im Fokus
Die Ring- und Zwingermauer zwischen Nordost-Turm und östlichem Flankierungsturm vor der Burggaststätte der Wachtenburg-Unterburg
Die Ringmauer der Wachtenburg wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet im während der Nutzung immer wieder und weiter verstärkt. Sie umschließt die Kernburg und diente als erste Verteidigungslinie. Die Mauer war ursprünglich mit einem Wehrgang ausgestattet. Die Zwingermauer mit Wehrgang wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Dadurch war es den Verteidigern möglich, die gesamte Anlage zu überwachen und zu verteidigen. Schießscharten entlang der Mauer boten den Verteidigern von außen weiteren Schutz.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Ringmauer mehrfach angepasst, erweitert, um auch komplett umgebaut, um den neusten Anforderungen der Verteidigung gerecht zu werden.
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Nach dem Ausbau der Kernburg, die in der zweiten Hälfte des 13. Anfang des 14. Jahrhundert bereits von einem Zwinger umgeben war, erweiterte man den massiven Ausbau der Wachtenburg bis zur Mitte des 14. Jahrhundert um eine nordöstliche Unterburg. Diese enthielt einen neuen Palas, der noch im 14. Jahrhundert einen nördlichen Anbau erhielt. Ausschlaggebend für diese Aufwertung war, dass der Graf von Lützelburg, Markgraf von Mähren und böhmische König Johann von Luxemburg (* 1296, † 1346) ab 1316 für dreizehn Jahre mit dem Wachenheimer castrum belehnt war. Der Sohn Kaiser Heinrichs VII. sowie Vaters Karls IV. führte während dieser Zeit von hier aus als Reichsverweser die Geschicke des Heiligen Römischen Reichs. Die Ausbau der Wachtenburg erlangte vorbildhaften Zustand und war mit mehreren flankierenden Schalentürmen in der Umfassungsmauer der Unterburg weithin sichtbar. In Anbindung an die bestehenden Zwingermauern der Kernburg wurde auch die Unterburg-Ringmauer mit einem Zwinger umgeben.
Was heute angesichts der Mauerzüge plausibel nachvollziehbar ist, war bis vor kurzem so noch nicht nachvollziehbar. Zwischen 2018 und 2020 widmeten sich wegen Schäden an einer einschaligen Trockenmauer aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert intensive archäologische Untersuchungen dem eine weite Aussicht über die Rheinebene bzw. die ganze nördliche Hälfte des Oberrheintieflands bietenden östlichen Burgbereich. Die zuvor nicht erfasste, nun wieder in ihrem Verlauf sichtbare Ringmauer des frühen 14. Jahrhundert – parallel Palas- und Hofmauer der Unterburg mit zwei mächtigen Stützpfeilern – wurde erst dabei erschlossen. Ebenso weite Teile des von der Unterburg überbauten nördlichen Zwingers vor der Kernburg. Mit der als Terrassierungsmauer am Hang erforderlichen Sicherung des Bestands und des partiellen Wiederaufbaus mit Originalmaterial ist nicht mehr direkt sichtbar, was während der Ausgrabungen außerdem in einer erstaunlichen Befunderhaltung dokumentiert werden konnte: Eine systematische Unterminierung und gezielte Brandzerstörung dieses Mauerabschnitts. Dass man Burgen auf diese Art zerstörte, ist aus Schriftquellen bekannt und wurde verschiedentlich nachgewiesen. Die hier erhaltene Länge eines bis ins Kernmauerwerk eingebrachten Kanals (keine punktuelle Mine) samt verkohlten Balkenresten, der Spuren der Befeuerung mit tierischem Fett (ein Schweinekadaver blieb komplett erhalten) sowie der Abbrucharbeiten inklusive eines erhaltenen Bergmannpickels waren in ihren Dimensionen für europäische Verhältnisse einzigartig. Die Zerstörung geht auf eine Belagerung der Burg während der Auseinandersetzungen zwischen Herzog Ludwig dem Schwarzen von Zweibrücken-Veldenz (* 1424, † 1489) und dessen Vetter Pfalzgraf Friedrich I. dem Siegreichen (* 1425, † 1476) im Jahre 1470 zurück und erfolge nach der Eroberung Wachenheims im Folgejahr. Die aufwändige Sanierung der baulichen Reste macht ein archäologisches Zeitfenster zwischen der ersten Hälfte des 14. und dem ausgehenden 15. Jahrhundert sicht- und begehbar, wie es kaum andernorts anzutreffen und mit wesentlichen historischen Ereignissen zu verknüpfen ist.